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Analyse zum britischen KönigshausDie Royals gehören der Öffentlichkeit

Dafür ist sie da: Die Princess of Wales trifft die Öffentlichkeit während eines Rundgangs nach einem Besuch im Dog & Duck Pub in Soho im Mai 2023.

Es ist nicht einfach, sich seriös mit einer Familie auseinanderzusetzen, deren Fotos gleichzeitig in den politischen Abendnachrichten und den Klatschblättern erscheinen. Die Rolle der britischen Royal Family ist eine, die es in dieser Form kaum noch gibt auf der Welt: diese Kombination aus gesellschaftlichem Status, antiquiertem Habitus, obszönem Reichtum, aber auch popkultureller Ausstrahlung und politischer Relevanz. Politische Relevanz bedeutet: Das Vereinigte Königreich ist eine demokratische konstitutionelle Monarchie, der Monarch oder die Monarchin ist – gemäss Erbfolge in der Windsor-Familie – das Staatsoberhaupt.

Die gewählte Regierung im Unterhaus heisst «His Majesty’s Government» und führt eigenständig die Regierungsgeschäfte, König Charles III. hat kaum Macht, er darf sich öffentlich nicht politisch äussern, er hat noch nicht einmal Zutritt zum Unterhaus. Anders gesagt: Charles grüsst, winkt und schüttelt Hände, den Rest macht Premierminister Rishi Sunak. Dafür werden der König und seine Familie vom Volk bezahlt, mit zuletzt rund 100 Millionen Euro pro Jahr.

Die polemische Zuspitzung ist immer die einfachste Form, wenn es um die Royals geht. In den vergangenen Wochen hat die Polemik allerdings bizarre Ausmasse angenommen, bis zum Totalcrash am Freitagabend, als Kate, Princess of Wales, ihre Krebserkrankung verkündete. Selten hat sich derart anschaulich verdichtet, wie überfrachtet die Beziehung zwischen den Royals und der britischen Öffentlichkeit inzwischen ist.

«Lasst sie in Ruhe!»

Nur ein paar Stunden lagen zwischen der immer boshafter werdenden Kritik an der schlampigen Öffentlichkeitsarbeit des Palastes und dem Mitgefühl für eine tiefernste Schicksalsnachricht, zwischen «#KateGate» und «#WeLoveCatherine». Zurück bleibt auch die Frage, ob das alles überhaupt noch gerechtfertigt ist, der mediale Zirkus, die maximale Öffentlichkeit, die den Palast zunehmend zu überfordern scheint. «Lasst sie in Ruhe», ist eine Forderung, die nun oft zu hören ist, aber ganz so einfach ist es nicht.

Öffentlich aufzutreten und dabei Wohltätigkeitsorganisationen zu fördern und die Seele der Gesellschaft im polarisierten Königreich zu streicheln – das ist in Wahrheit die einzige Existenzberechtigung der Royals in ihrer aktuellen Rolle. Zumindest die Thronfolger werden – auch mit öffentlichen Geldern finanziert – jahrzehntelang darauf vorbereitet. Mit der Folge, dass sie sich nicht einfach zurückziehen können, wenn es unangenehm wird. Die Royals sind in dieser Hinsicht schon lange entmenschlicht. Ihnen gehören zwar grosse Teile von Landstrichen und unzählige Immobilien im Königreich, andersrum aber gehören sie vollständig der britischen Öffentlichkeit.

Ihre wichtigste, vielleicht sogar einzige Aufgabe

Es steht ausser Frage, dass alle Menschen, ob Royal oder nicht, das Recht darauf haben sollten, sich in Ruhe um ihre Genesung zu kümmern. Und niemand im Vereinigten Königreich erwartet von König Charles oder seiner Schwiegertochter Kate eine rasche und vollumfängliche Rückkehr in die Öffentlichkeit, wobei Charles ohnehin bereits wieder Auftritte wahrnimmt.

Und doch haben die vergangenen Wochen das Dilemma der Royals besonders gut dokumentiert: Treten sie nicht mehr öffentlich auf, erfüllen sie ihre wichtigste, vielleicht sogar einzige Aufgabe nicht mehr. Solange eine Mehrheit der Briten ein nicht gewähltes Staatsoberhaupt, das dieses Land ohne jeglichen parteipolitischen Hintergrund vertritt, will und bezahlt, ändert sich daran nichts.