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Uni-Besetzung in LausannePropalästinensische Studenten­proteste erreichen die Schweiz

«Warum hat die Universität jegliche Zusammenarbeit mit russischen Universitäten beendet, kooperiert mit israelischen Hochschulen aber weiterhin?», fragen Studierende der Uni Lausanne am Donnerstagabend Rektor Frédéric Herman (Mitte).

Studierende der Universität Lausanne besetzen seit Donnerstagnachmittag ein Hochschulgebäude. Erst am Montagabend wollen sie das Gebäude freigeben. Dies als Protest gegen das Vorgehen der israelischen Regierung gegen die palästinensische Bevölkerung, aber auch gegen israelische Universitäten, die sie bezichtigen, die «Kolonialisierung» mitzutragen. 

Die Studierenden verlangen von der Uni-Leitung unter anderem eine Liste jener akademischen Institutionen in Israel, mit denen die Uni Lausanne zusammenarbeitet, und verlangen, Kooperationen zu boykottieren. Und sie fordern für das palästinensische Territorium eine sofortige Waffenruhe.

Im Hochschulgebäude Géopolis, wo hauptsächlich Politikwissenschaftlerinnen dozieren, befanden sich am frühen Donnerstagabend rund zweihundert Personen. Parallel zur Besetzung führten die Studierenden im Audimax eine Konferenz gegen die israelische Besetzung der Palästinensergebiete durch. 

«Solidarität mit Gaza»: Die Studierenden fordern eine sofortige Waffenruhe.

An die Glaswände haben Studierende Palästinafahnen gehängt. Über vielen Schultern liegen Kufijas, das in der arabischen Welt getragene Kopftuch. Es herrscht Partystimmung. Die Studierenden trinken Bier und essen Chips. 

Mitten in der Menschentraube stehen Uni-Rektor Frédéric Herman und Vizerektorin Liliane Michalik. Die Studierenden reden auf sie ein. «Warum hat die Universität jegliche Zusammenarbeit mit russischen Universitäten beendet, kooperiert mit israelischen Hochschulen aber weiterhin?», will ein Student wissen. Der Rektor und die Vizedirektorinnen hören aufmerksam zu, ohne aber selbst in die Diskussionen einzusteigen.

Von Protesten überrascht

An amerikanischen Universitäten, aber auch an kanadischen und französischen sind ähnliche Proteste seit Wochen in Gang. An manchen Orten wie der Columbia University sind die Proteste eskaliert. Hatte das Rektorat der Universität Lausanne keine Anzeichen dafür, dass es auf seinem Campus zu einer Besetzung kommen könnte? 

«Die Besetzung hat sich nicht abgezeichnet», versichert Vizerektorin Liliane Michalik. Man sei am Donnerstagnachmittag darüber informiert worden und habe sofort den Kontakt gesucht. Man sei seit letztem Herbst im Dialog und regelmässigen Austausch mit den Besetzern, so Michalik. Man kenne gewisse Forderungen. Den am Donnerstag auf einem Flugblatt verteilten Forderungskatalog müsse man nun aber studieren.

Keine Repression gegen Studierende – vorerst

Rektor Frédéric Herman will den Studierendenprotest vorerst tolerieren und sieht davon ab, die Polizei einzuschalten oder Anzeige zu erstatten. «Wir haben den Studierenden gesagt, sie könnten bis zum Montagabend im Gebäude bleiben, vorausgesetzt, der Protest bleibt friedlich und Lehrveranstaltungen und Konferenzen werden nicht gestört», sagt Herman. Die Frage, ob angesichts der Parteinahme für die palästinensische Seite an der Universität Lausanne jüdische Studierende bedrängt oder gar angegriffen wurden, beantwortet Liliane Michalik mit Nein. Dem Rektorat seien keine antisemitischen Fälle bekannt.

Von den interviewten Lausanner Studierenden war niemand bereit, sich mit Namen in der Zeitung zitieren zu lassen. Sie versicherten, das Gebäude frühestens am Montagabend zu räumen. Man wolle mit der Aktion den Druck auf die Uni-Leitung erhöhen, endlich jene Frage zu beantworten, die man ihr seit längerem stelle. Die Studierenden stellen klar, an einem Dialog interessiert zu sein, schliessen aber nicht aus, dass sich die Dinge anders entwickeln könnten, wenn die Uni-Leitung nicht bis spätestens Dienstagabend Klarheit schafft, mit welchen israelischen Universitäten und wissenschaftlichen Institutionen Kooperationen bestehen.

Rund 200 Studierende haben am Donnerstagabend die Eingangshalle eines Universitätsgebäudes in Lausanne besetzt.