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Corona-Pandemie Massnahmen­kritiker planen Anlass in Bern mit Ueli Maurer

Kritisiert die Pandemiepolitik als Massenhysterie. Alt-Bundesrat Ueli Maurer spricht 2023 an einem Anlass der SVP Schweiz.

Anfang April kommt es in der Stadt Bern zum grossen Treffen der Anti-Massnahmen-Szene. Am zweitägigen Symposium «Corona – Fakes und Fakten» sollen «die gesellschafts- und gesundheitspolitischen Vorgänge» der Pandemie aufgearbeitet werden.

Die Rednerliste gleicht einem Who's who der hiesigen Corona-Skeptiker. Zuoberst auf der Liste: Alt-Bundesrat Ueli Maurer (SVP). Gemäss Programm wird Maurer am Politik-Panel auftreten und dort ein Inputreferat halten. Titel: «Wer regierte die Schweiz in der Covid-Krise?»

Der ehemalige Finanzminister wettert seit seinem Ausscheiden aus dem Bundesrat bei jeder Gelegenheit gegen die damalige Pandemiepolitik. Von der NZZ wurde Maurer deshalb auch schon als «letztes Aushängeschild der Corona-Skeptiker» bezeichnet. Noch während seiner Zeit als Bundesrat liess sich Maurer im «Trychler»-Hemd ablichten. Maurer war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Umstrittene Politikerinnen und Politiker eingeladen

Auf Maurer folgt auf dem Podium Berns umstrittenste Politikerin, Simone Machado. Ihr angekündigter Redebeitrag lautet: «Als linke Politikerin im ideologischen Spannungsfeld». Moderiert wird die Podiumsdiskussion vom Berner Grossrat Samuel Kullmann (EDU).

Mit Maurer auf dem Corona-Podium, im Berner Stadtrat politisch im Abseits: Simone Machado von der Grünalternativen Partei.

Nach Machado ist der Zürcher Alt-Kantonsrat und Biobauer Urs Hans als Sprecher vorgesehen. Hans wurde während der Pandemie wegen seiner Aussagen von den Zürcher Grünen ausgeschlossen und wechselte in der Folge zu Aufrecht.

Organisator spricht von Unterdrückung und Zensur

Organisiert wird das Symposium vom Thuner Hausarzt Daniel Beutler, einem engen Gefährten von Kullmann. Bislang hätten sich rund 100 Personen angemeldet. Platz hat es für rund 400.

Mehrmals betont der Arzt, es gehe ihm darum, eine «fakten- und evidenzbasierte» Aufarbeitung der Pandemiepolitik zu ermöglichen. Als Arzt sei er fast täglich mit den Nachwehen der Pandemie konfrontiert.

Spricht von einem «demokratischen Prozess»: Organisator Daniel Beutler in seiner Praxis in Thun.

Wie Maurer spricht auch Impfgegner Beutler von einer «Massenhysterie»: Kritische Wissenschaftler seien «unterdrückt und zensuriert», das Gesundheitswesen «im Verlauf der letzten 50 Jahre systematisch durch die Pharmaindustrie korrumpiert» worden, wie er auf der Symposiums-Website schreibt.

Das Geraune von einer «globalen Elite»

Der ehemalige EDU-Grossrat Beutler kündigt das Symposium als «demokratischen Prozess» an, vertritt jedoch auch extreme Ansichten. Etwa wenn er schreibt, dass «gewisse Ideen und Pläne der globalen Elite ein forscheres Vorgehen rechtfertigen würden». Das Geraune von einer «globalen Elite» wird bekanntlich gern von Rechtsextremen als Chiffre für eine vermeintliche jüdische Weltverschwörung verwendet.

Damit konfrontiert, sagt Beutler, mit «globaler Elite» seien sicher nicht Jüdinnen und Juden gemeint, sondern eher die Mitglieder des WEF. «Diesen Eliten darf man schon mal an den Karren fahren.»

Evangelikale Abtreibungsgegner mit dabei

Auffallend ist die Nähe des Corona-Symposiums zu konservativen Freikirchen. Nach einer Andacht am Sonntag wird das Symposium mit dem Panel «Corona und Kirche» abgeschlossen. Moderiert wird es vom ehemaligen SVP-Politiker Daniel Regli vom «Bürgerforum Schweiz».

Die christlich-konservative Lobbyorganisation kämpft laut eigenen Angaben nicht nur gegen Abtreibung und «Homo/Genderwahn», sondern allgemein gegen «die rot-grüne Destabilisierung der Schweiz». Beutler ist mit Regli befreundet – sein Name taucht überdies auf der Website des Bürgerforums auf.

Während der Pandemie sagte Regli, die Massnahmen des Bundes dienten lediglich dazu, «400 hochbetagten Menschen etwas zusätzliche Lebenszeit zu ermöglichen». Diese Aussage war selbst den Abtreibungsgegnern der Familienlobby Schweiz, die den «Marsch fürs Läbe» organisiert, zu viel, und Regli wurde als OK-Präsident gefeuert.

Abtreibungsgegnerinnen und -gegner marschieren 2023 durch Zürich.

Auch der Veranstaltungsort im Berner Universitätsquartier hat einen freikirchlichen Hintergrund.

Wie diese Redaktion einst publik machte, wird die eine Hälfte der Tagungslokale an der Fabrikstrasse von einer pfingstlichen Freikirche vermietet, die andere Hälfte vermietet eine Firma aus dem Umfeld der International Christian Fellowship (ICF), zu der sich Daniel Regli verbunden fühlt. Dennoch sagt Beutler, selbst Mitglied einer Freikirche: «Es ist kein freikirchlicher Anlass.»

Streit mit Mass-voll-Guru

Die Ankündigung des Symposiums verlief in der Szene der Massnahmengegner nicht ohne Misstöne. Kritisiert wurde in den einschlägigen Telegram-Chats etwa der hohe Eintrittspreis von 220 Franken.

Gar zum offenen Bruch kam es mit den Anhängern der zunehmend in der Bedeutungslosigkeit versinkenden Mass-voll-Bewegung. Mit Mass-voll-Guru Nicolas Rimoldi gab es offenbar Streit, weil Beutler jemand anderes von Mass-voll als Redner angefragt hatte.

Danach folgte laut Beutler eine «unschöne Kampagne» in den sozialen Medien: Referenten seien zum Rückzug gedrängt und «kreative Störaktionen» angekündigt worden. Von den radikalisierten Massnahmengegnern grenze er sich klar ab: «Zum Glück haben wir Rimoldi ausgeladen.»

Klar ist, dass Ueli Maurer bei den radikalen Massnahmengegnern nicht nur Freunde hat. Maurer sei «kein guter» Bundesrat gewesen, heisst es im Telegram-Chat von Mass-voll, sondern mitverantwortlich für die «schlimmsten Verletzungen der Grundrechte in der Schweizer Geschichte» und gehöre wie alle «Corona-Täter» bestraft.

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