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Wohin am Theaterfestival Auawirleben?Es wird nackt, es wird blutig

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Man kann schon leicht in Pessimismus verfallen, wenn man das Programm des diesjährigen Berner Theaterfestivals Auawirleben studiert. Unter dem Motto «How did we get here?» hat das Team um die künstlerische Leiterin Nicolette Kretz 18 internationale Gruppen nach Bern eingeladen, die sich auf der Bühne mit der Vergangenheit beschäftigen. Klar, dass da aus aktuellen Gründen der Krieg eine Rolle spielt, aber auch Fragen der Ungerechtigkeit, Gewalt und Diskriminierung werden aufgeworfen. Welche Produktionen lohnen sich am meisten? Hier sind unsere fünf Empfehlungen.

Die Sexyness von Kaffee: «Carte Noire nommée Désir»

Alles andere als moralisierend: «Carte Noire nommée Désir» von Rébecca Chaillon.

Es gibt eine französische Kaffeemarke, die seit den 1980er-Jahren mit dem Slogan «Carte noire – ein Kaffee, der Begehren heisst» wirbt – und dabei weisse, heterosexuelle Paare zeigt. Ausgehend von dieser Werbung für eine frühere Kolonialware, thematisiert die französische Regisseurin Rébecca Chaillon in ihrem Stück «Carte Noire nommée Désir» die Sexualisierung und Exotisierung von schwarzen Frauenkörpern. Moralisierend ist daran allerdings gar nichts: Es wird nackt, es wird blutig, es kommt zu ausufernden Twerk-Momenten und wilden, afrofuturistischen Fantasien.

Dampfzentrale, Bern, Fr, 31.5., 20 Uhr, und Sa, 1.6., 20 Uhr

Wenn der Soldat von einst am DJ-Pult steht: «Aphasia»

Kriegsnachwehen im Club: «Aphasia» von Jelena Jureša.

Der Jugoslawienkrieg ist vorbei – seine Folgen aber können bis heute nachhallen. Davon handelt die Soloperformance «Aphasia» der serbischen Künstlerin und Filmemacherin Jelena Jureša («Aphasie» bedeutet Sprachlosigkeit): Eine Frau erkennt darin während eines Clubbesuchs den DJ wieder. Er wurde 1992 auf einem Foto verewigt, das zeigt, wie er in Bosnien als Kämpfer des serbischen Paramilitärs eine Frau tritt, die am Boden liegt. Wie finden wir Worte für Unaussprechliches? Und sollten wir je vergessen?

Grosse Halle der Berner Reitschule, Mi, 29.5., 20.30 Uhr, und Do, 30.5., 19 Uhr

Wenn Isolation in den Tod führt: «Scored in Silence»

Beruht auf Berichten von Überlebenden der Atombomben von 1945: «Scored in Silence» von Chisato Minamimura.

Als die USA im August 1945 Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abwarfen, wussten im Vorfeld viele Einwohnerinnen und Einwohner Bescheid und hatten Zeit, sich in Sicherheit zu begeben. Nicht aber die gehörlosen Menschen – weil sie von der japanischen Gesellschaft isoliert lebten, drang die Ankündigung nicht bis zu ihnen durch. Davon erzählt die britisch-japanische Performancekünstlerin Chisato Minamimura in ihrem Solostück «Scored in Silence», das auf Berichten von Überlebenden basiert. Für gehörlose Menschen im Publikum wird der Soundtrack des Abends mittels eines Bassgürtels spürbar gemacht.

Schlachthaus-Theater, Bern, Di, 28.5., 19 Uhr, Mi, 29.5., 19 Uhr, und Do, 30.5., 20 Uhr

Warum wir wissen, was wir wissen: «Fun Fact»

Nach welchen Mustern setzt sich unsere Erinnerung zusammen? Der Quizabend «Fun Fact».

Mitmachtheater muss nicht immer unangenehm sein: «Fun Fact», eine Zusammenarbeit zweier Theatergruppen aus Estland und Slowenien, hat die Form eines lockeren Quizabends. Basierend auf der estnischen Tradition, sich in einem Gemeindehaus zum Quiz zu treffen, werden Fragen zu historischen Ereignissen gestellt, die uns alle verbinden. Dabei kristallisieren sich immer stärker Muster heraus, nach denen sich unsere Erinnerung zusammensetzt.

Dampfzentrale, Bern, Sa, 25. Mai, 20 Uhr, und So, 26. Mai, 17 und 20 Uhr

Mit Stift und Papier gegen Putin: «Five Steps»

Aus einem Essay wurde ein theatraler Vortrag: «Five Steps» von Victoria Lomasko.

Victoria Lomasko verliess ihre Heimat Russland, kurz nachdem Putins Truppen im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierten. Mit ihren grafischen Reportagen, die Situationen und Proteste in russischen Städten dokumentierten, machte sie sich schon zuvor zur Zielscheibe der Regierung. Seither lebt Lomasko im Exil in Berlin – wo sie aufgrund ihres russischen Passes ebenfalls Ausgrenzung erfährt. Über ihr Leben als dissidente Künstlerin hat Lomasko den Essay «Five Steps» geschrieben, aus dem sie wiederum eine Art Vortrag mit theatralen Elementen schuf – in dem sie natürlich auch live zeichnet.

Tojo-Theater der Reitschule Bern, Do, 23.5., 20 Uhr, und Fr, 24.5., 20 Uhr