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Folgen der PandemieCorona verstärkt Trend zu früherer Pubertät

Der Sturm der Pubertät trifft Kinder heutzutage deutlich früher: Zwei Jugendliche in einer Schule.

Über eine im Mittel immer früher einsetzende Pubertät berichten Mediziner schon seit einigen Jahrzehnten. Die Corona-Pandemie hat diesen Effekt noch deutlich verstärkt. «Es wurden 20 bis 30 Prozent mehr Fälle festgestellt; je übergewichtiger ein Kind, desto früher entwickelt es sich also zum Erwachsenen.

Das Einsetzen der Pubertät hänge also immer auch mit dem Lebensstandard in der Gesellschaft zusammen, so Petersenn. Es sei gut vorstellbar, dass es auch in der Vergangenheit immer wieder deutliche Schwankungen beim Startalter gegeben habe. Aktuell treffe eine verfrühte Pubertät Kinder aus sozial schwächeren Familien anteilig häufiger, weil sie öfter übergewichtig seien, sagt Stalla, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie. «Gesundheit hängt von sozialem Status und Bildung ab, das zeigt sich auch hier.»

Einfluss hat nach Annahme vieler Experten neben Übergewicht auch, dass Kinder heutzutage einem ganzen Cocktail hormonell wirkender Substanzen ausgesetzt sind. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Einfluss hat», betont Gohlke. Auch Stalla und Petersenn sehen klare Anzeichen dafür. «Das Problem ist der Mangel an Studien», erklärt Gohlke. Aus Tierversuchen liessen sich nur bedingt Rückschlüsse ziehen, klinische Studien am Menschen seien in dem Bereich nicht möglich. 

Frühreife Kinder bleiben kleiner

Was bedeutet eine nach den aktuellen medizinischen Leitlinien zu früh einsetzende Pubertät für ein Kind? «Die einsetzende Pubertät ist ein Wachstumsbeschleuniger», erklärt Stalla. Vorzeitig pubertierende Kinder schiessen also zunächst rascher in die Höhe – doch es gibt bei ihnen einen gegenläufigen Prozess, der zur Folge hat, dass sie im Mittel letztlich kleiner bleiben als später in die Pubertät startende. Die Sexualhormone, die das Wachstum zunächst beschleunigen, sorgen auch dafür, dass es verfrüht endet, indem die Wachstumsfugen geschlossen werden. 

Neben solchen körperlichen Folgen kann es psychische geben, wie Petersenn sagt. Und das nicht nur deshalb, weil Kinder sich zum Beispiel für Brustwachstum oder Behaarung schämten: Mit einsetzender Pubertät veränderten sich auch die Art zu denken und die Gefühlswelt, was zu Problemen im Freundeskreis führen könne, erklärt Petersenn. «Man reift früher zu erwachsenem Denken heran.»

Diskutiert werden unter Experten auch mögliche Langzeitfolgen wie ein höheres Risiko für bestimmte Krankheiten – gesicherte Erkenntnisse fehlen aber. «Richtig gute Daten zu Langzeitfolgen gibt es nicht», sagt Gohlke. 

Möglichkeiten zum Stopp

Stoppen lässt sich der verfrühte Pubertätsstart – durch das Spritzen synthetischer Botenstoffe, die die Produktion von Sexualhormonen stoppen, alle drei Monate. Bei Mädchen, die mit sieben bis siebeneinhalb Jahren in die Pubertät starten, entschieden sich das Kind beziehungsweise seine Eltern in etwa der Hälfte der Fälle gegen eine solche Therapie, ist Gohlkes Erfahrung. Manche Eltern oder auch das Kind selbst stresse die Diagnose hingegen sehr. 

Für das Grössenwachstum spiele die Therapie keine Rolle mehr, erklärt die Medizinerin. Dafür müsse sie früher, vor dem sechsten Lebensjahr beginnen. Solche Fälle seien aber selten.

DPA/aru