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3:5-Niederlage gegen TschechienEs ist Zeit für grundsätzliche Diskussionen im Schweizer Eishockey

Kein Sieg auf der Euro Hockey Tour: Nationaltrainer Patrick Fischer an der Bande der Schweiz in Karlstad.

Eines vorab: Die Resultate dieses Turniers sind im Hinblick auf nächsten Mai zweitrangig, da die WM-Teams wenig gemein haben werden mit den Aufgeboten in dieser Woche. Der gegen Tschechien (3:5) trotz später 3:2-Führung ausgebliebene positive Schlusspunkt hätte für die Schweiz dennoch eine Bedeutung gehabt.

Erst kürzlich hat Swiss Ice Hockey den Vertrag mit der aus vier Turnieren bestehenden Euro Hockey Tour als Ersatz der ausgeschlossenen Russen bis 2027 verlängert, was grundsätzlich eine gute Sache ist: Pro Saison sind zwölf Testspiele auf höchstmöglichem Niveau garantiert. Wenn die Schweiz nun aber nicht nur kein Spiel gewinnen kann, sondern wie nun in Schweden erstmals auch niveaumässig abfällt, wird dies Fragen provozieren.

Vertraglich sind die Tour-Teilnehmer verpflichtet, mit dem bestmöglichen Team anzutreten, wobei das natürlich ein dehnbarer Begriff ist. Fischers Aufgebot war beim dritten Turnier das schwächste und international unerfahrenste. Grund dafür waren aber diverse Absagen. Da zudem kein Spieler für alle Turniere aufgeboten werden kann (nur Ersatzgoalie Joren van Pottelberghe war immer dabei), offenbart die Tour die fehlende Breite der Schweiz auf europäischem Top-Niveau. «Schweiz C» kann nur wie früher ausserhalb der Tour gegen schwächere Gegner bestehen.

Probleme grundsätzlicher Art

Finnland, Tschechien und vor allem Schweden bekunden keine Mühe, auch ohne NHL-Spieler mehrere kompetitive Aufgebote zu stellen. Bei der Schweiz wird es da schon komplizierter. Als Augenöffner muss das Spiel gegen Schweden (2:5) am Samstag dienen, als man schon bei Spielhälfte 0:5 zurücklag. Nicht die Niederlage an sich ist dramatisch. Schweden trat an seinem Heimturnier mit der bestmöglichen Mannschaft an, darunter mit acht aktuellen sowie zwei ehemaligen Spielern aus der Schweizer Meisterschaft, die seit dem Krieg in der Ukraine zur Lieblingsdestination der besten Skandinavier ausserhalb der NHL geworden ist. Es war ein ungleiches Duell.

Aber: Gerade in der Defensive traten auf dem Niveau der Schweden-Partie bei zu vielen Schweizern auch Defizite zu Tage, die grundsätzlicher Art sind und deren Ursprung bis in die Ausbildung zurückverfolgt werden kann. Wenn die Schweden auch ausserhalb der NHL (aktuell 77 Schweden!) auf ein so grosses Reservoir an Spielern zurückgreifen können, bei denen auch unter Druck Passqualität und Verteidigungsarbeit exzellent sind und auch taktisch kein Spieler mit oder ohne Puck abfällt, kommt dies nicht zufällig. Es ist nicht der Nationaltrainer, der diese Fähigkeiten beibringen muss.

Es bleibt die Enttäuschung: Der Schweizer Captain Andrea Glauser während der Partie gegen Tschechien.

Natürlich wird die öffentliche Diskussion nach neun Niederlagen auf der Euro-Tour sich in erster Linie um Patrick Fischer drehen. Und sie wird einmal mehr am Ziel vorbeizielen, falls es um langfristige Verbesserungen rund um die Nationalmannschaft gehen soll. Noch profitiert sie an Weltmeisterschaften von der goldenen Generation in der NHL. Mittlerweile sind es aber nur noch neun Schweizer in der besten Liga, Tendenz sinkend, da immer weniger nachrücken.

Die Anzahl der Imports ist kein Hauptgrund

Finnland und Schweden hatten bereits vor Jahren ihre grundsätzlichen Diskussionen rund um die Ausbildung und nahmen danach einschneidende Änderungen vor. Vielleicht wäre dafür auch in der Schweiz Zeit. Dabei aber nur die gerne geführte Debatte rund um die (zu vielen?) Imports weiterzuführen, hiesse, eine weitere Nebelkerze zu zünden.

In Schweden und Finnland dürfen unlimitiert Ausländer eingesetzt werden, in Deutschland maximal neun pro Spiel (in der DEL müssen dafür drei U-23-Akteure aufs Matchblatt). Die Schweiz ist auch nach der Erhöhung von vier auf sechs also restriktiver. Es ist zudem die National League, die sich für die Erhöhung entschied und nicht der Verband, bei dem kaum jemand diese unterstützt haben dürfte.

Es liegt also auch an den Clubs, weiter neue Wege zu finden, wie die Ausbildung verbessert werden kann. Dass die Swiss League als Unterbau seit der Loslösung und der Aufstockung der National League auf 14 Teams mit immer grösseren existenziellen Problemen kämpft, ist ein weiteres Alarmzeichen. Dies wird eher früher als später ebenfalls dafür sorgen, dass weniger gute Junge nachrücken.

Mit einer so unerfahrenen und am Ende auch überforderten Truppe nach Schweden zu reisen, benötigt auch eine Portion Chuzpe. Falls Fischer damit, ob gewollt oder nicht, diese grundsätzliche Diskussion anstösst, hätte dieser missglückte Ausflug nach Karlstad auch positive Folgen gehabt. Wichtig ist, dass sie nun intensiver geführt wird. Ansonsten erhält die Schweiz irgendwann auch bei einer WM die Quittung, selbst wenn dort dann ihre aktuell besten Spieler mittun sollten.