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Gastkommentar zu den Folgen der PandemieNun muss die Politik den Fokus auf die junge Generation richten

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wird stark belastet.

Die Corona-Pandemie belastet die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in besonderem Masse. Diese Tatsache bestätigen nicht nur wissenschaftliche Studien, sondern auch die neusten Zahlen des Corona-Reports von Pro Juventute: Jeden Tag stehen wir über unsere Beratung und Hilfe 147 mit durchschnittlich sieben Jugendlichen in Kontakt, die über Suizidgedanken sprechen wollen. 2020 waren es noch fünf pro Tag und vor der Pandemie drei bis vier. Im Vergleich zu vor der Pandemie hat sich die Anzahl Beratungen also fast verdoppelt.

Das sind erschreckende Zahlen, die namentlich der Politik nicht gleichgültig sein dürfen. Zwar gibt es Kinder und Jugendliche, die die pandemiebedingten Belastungen gut zu meistern vermochten. Doch jene, welche schon vor der Pandemie mit Problemen unterwegs waren, erleben derzeit Einsamkeit und Energielosigkeit, fühlen sich im Alltag und in der Schule unter Druck.

Drei Forderungen

Die Schweiz verzeichnete schon vor Corona eine im internationalen Vergleich hohe Suizidrate unter Jugendlichen. Nun zeigt sich, dass die Zahlen besorgniserregend in die Höhe schnellen. Für einen Teil der besonders belasteten Kinder und Jugendlichen spitzt sich die Situation insofern zu, als sich vielerorts der ohnehin bestehende psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgungsengpass verschärft hat, da auch hier sich vermehrt Jugendliche mit Suizidgedanken einweisen lassen.

Die Politik hat in den vergangenen zwei Jahren zur Bewältigung der Corona-Krise vieles richtig gemacht, insbesondere in wirtschaftlichen Fragen. Nun gilt es, den Fokus auf die junge Generation zu richten und dort zu investieren, wo Jugendlichen geholfen werden kann. Das sind drei Forderungen, welche wir jetzt umsetzen müssen:

Mehr Unterstützung für Angebote an Kinder und Jugendliche: Die Situation ist alarmierend. Der Zugang zu bestehenden niederschwelligen Hilfs- und Therapieangeboten muss rasch und unbürokratisch verbessert werden. Die öffentliche Hand kommt nicht darum herum, Geld zu investieren. Psychische Erkrankungen verschwinden nicht von allein. Es braucht eine fachliche Beratung.

Stimmrechtsalter 16 Jahre: Bundesrat und Parlament haben zu Recht Massnahmen getroffen, welche die Pandemie eindämmen sollten, wie Schulschliessungen. Dabei hat die Politik aber vergessen, die Betroffenen um ihre Meinung zu fragen. Die meisten Kinder und Jugendlichen haben sich tapfer an die Massnahmen gehalten, durften aber nicht mitbestimmen, ob dies für sie die richtigen Massnahmen waren. Es ist daher mehr als angebracht, Jugendliche partizipieren zu lassen. Das ist nur möglich, wenn das Stimmrechtsalter gesenkt wird auf 16 Jahre.

Einführung der Elternzeit: Während in früheren Jahren grössere Familiensysteme die Kinder und Jugendlichen grosszogen und betreuten, sind heutige Kleinfamilien meist auf sich selbst gestellt. Corona hat nun deutlich gezeigt, dass viele Eltern an ihre Grenzen stossen. Dieser Missstand kann nur durch eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf behoben werden.

Bund, Kantone und Gemeinden stehen jetzt ebenso in der Verantwortung wie die Zivilgesellschaft und Non-Profit-Organisationen. Zentral sind die Koordination und die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure aus dem privaten und dem öffentlichen Sektor. Kinder und Jugendliche brauchen unsere Unterstützung. Jetzt.

* Barbara Schmid-Federer ist Präsidentin des Stiftungsrats von Pro Juventute.