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Thun vor 150 JahrenAls die Fahrt nach Frutigen eine Halbtagsreise war

Die letzte Postkutsche von Frutigen nach Kandersteg im Juli 1913.

Eine sogenannte «Postamtliche Anzeige» vom 2. Mai 1874 im «Thuner Blatt» gibt Aufschluss darüber, wie lange vor 150 Jahren eine Reise von Thun nach Frutigen dauerte. Es hiess darin, dass vom 1. Mai an die Postkurse Thun–Frutigen durch Reichenbach zu fahren und dort bei der Postanlage anzuhalten hätten.

In beide Richtungen gab es täglich zwei Kurse. In Richtung Frutigen startete der erste Kurs in Thun morgens um 8 Uhr und kam um 11.25 Uhr im Zielort an. Die Postkutsche ging ab Thun um 16.15 Uhr und kam um 19.45 Uhr in Frutigen an. Die Fahrt, für die ein Zugpassagier heute zweiundzwanzig Minuten benötigt, dauerte also damals rund dreieinhalb Stunden.

Postkutschen verkehrten sowohl nach Frutigen wie auch ins Simmental ab 1840 dreimal wöchentlich, ab 1850 bereits einmal täglich. In sämtlichen Postkursen wurden Reisende, Briefe, Pakete und Gelder befördert.

Was vor 150 Jahren sonst noch für Schlagzeilen sorgte:

2.5.1874 Vom 1. Mai bis 31. Oktober kommen am Bahnhof Thun ein- und mehrtägige Lust- und Rundfahrt-Billette der Schweizerischen Zentralbahn zu ermässigten Preisen zur Ausgabe.

2.5.1874 Aug. Denz gibt dem Publikum zur Kenntnis, dass er seine Wohnung und sein Auswanderungsbüreau in das Haus Café Bellevue, auf dem Plätzli in Thun verlegt hat.

2.5.1874 Flobert-Schiessen künftigen Sonntag um den Wert von Fr. 120 im Restaurant Wüthrich bei der Kaserne.

6.5.1874 Die Anleihe der Einwohnergemeinde von Fr. 250’000 ist bereits am Eröffnungstage der Subscription, 1. Mai, vollständig in hier gezeichnet worden.

6.5.1874 Lebensmittelpreise in Thun. Anken in Ballen à 1 Pfd. Fr. 1.00 bis 1.05. Kartoffeln per Zentner 3.50 bis 3.80. 9 bis 10 Eier für 60 Cts.

6.5.1874 Alte Mitglieder des Männerchors behaupteten, sie hätten den Chor noch nie so schön und kräftig vortragen hören wie am Konzert vom letzten Sonntag, was aber doch etwas viel mag gesagt sein.

9.5.1874 Besonders wird aufmerksam gemacht auf das in der Turnhalle stattfindende Konzert der hiesigen Feldschützen-Musik. Deren Leistungen sind unter der Direktion des Herrn Lampart vortrefflich.

9.5.1874 R. Spring, Fürsprecher, hat sein Büreau vom Engemann-Haus am Rathausplatz in dasjenige seines Vaters sel. im Bälliz verlegt.

13.5.1874 Mit vorerst 25 Mitgliedern wurde auch in Thun eine Sektion der kantonalen Sterbekasse gegründet.

13.5.1874 Die Brandversicherungsbeiträge mit 2 pro mille sind bis zum 30. dies auf dem Büro des Gemeinderats-Präsidenten zu berichtigen.

13.5.1874 Mlles. Pfister & Arn haben ihren «Bazar des Etrangers» mit Textilien und Parfumerie anglaise et parisienne beim Bellevue eröffnet.

16.5.1874 Der Maimarkt ist ins Wasser, fast möchte man sagen in Schlamm und Kot gefallen. Die Viehpreise sanken um einen Viertel, trotzdem wollte niemand kaufen. Die fremden Krämer haben teilweise nicht einmal ausgepackt, was durchaus nicht zu bedauern ist.

16.5.1874 Aus Rücksicht auf seine Gesundheit übernimmt Amtsnotar G. Wälti keine Schuldbetreibungsaufträge mehr.

16.5.1874 Zu verkaufen: Ein munteres, rotes Eichhörnchen samt Trülle, billig.

20.5.1874 Die Buchbinderei von J. Köstler befindet sich seit dem 11. Mai auf dem Plätzli vis-à-vis dem Café Bellevue.

23.5.1874 Frau Mühlemann hat sich im Haus der Frau Luginbühl-Frei im Bälliz als Bäurisch- und Städtisch-Schneiderin etabliert.

23.5.1874 Die Polizei-Kommission warnt jedermann, namentlich die hiesige Schuljugend, die boshafte Beunruhigung der Schwäne und Enten bei der Sinnebrücke durch das Werfen von Steinen zu unterlassen.

27.5.1874 Als Chef des Alarm-Corps der Feuerwehr Thun ist neu gewählt worden Friedrich Schwammberger, Negotiant an der Gerbernlaube zunächst beim Rathausplatz.

30.5.1874 Der Einwohnerverein mit seinen über 200 Mitgliedern hat seit seiner Entstehung 1869 etwa Fr. 7’000 zur Verschönerung und Verbesserung der Umgebung Thuns verausgabt.

30.5.1874 Nach dem ab dem 1. Juni gültigen Sommerfahrplan verkehren von Thun nach Neuhaus und Därligen täglich fünf Dampfschiffe, wovon eines mit Gütertransport.

Quelle: Stadtarchiv Thun; Schiedt, Hans-Ulrich (2019): Zu Fuss, mit Pferd oder Schiff – Verkehr und Tourismus im Berner Oberland vor der Eisenbahn. In: Berner Zeitschrift für Geschichte, 81/3, S. 63–84.