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Mamablog: Angst vor der GeburtBammel vor dem «Termin»? Ist doch normal!

Angstbefreit auf die Geburt freuen? Das ist wohl nur selten der Fall.

Mit schwerem Bauch und zarten Nerven wankte ich den Gang entlang zum Ambulatorium für Schwangere. Es war ein, zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin unseres zweiten Kindes. Bereits wurde ich alle paar Tage hier einbestellt. «Und, wie geht es Ihnen?», fragte mich mit klirrend guter Laune die junge Hebamme, während sie mir durchsichtige Paste auf den gespannten Bauch schmierte und den Gurt für den Wehenschreiber anlegte.

«Hm, joa, okay», antwortete ich. Mein Becken schmerzte, draussen war es eisig, und mein Daunenmantel ging nicht mehr zu. Abends legte ich mich mit klammem Gefühl ins Bett, morgens ächzte ich mich gerädert hoch – meist überrascht, enttäuscht und froh gleichzeitig, dass der Bauch noch da, die Wehen noch ausgeblieben waren. Die Vorstellung, unser zweites Kind bald in die Arme zu schliessen, wärmte mich von innen, trotz halb offenem Mantel bei Minustemperaturen. Doch jene, es erst gebären zu müssen – diese Gewissheit, die mit jedem verstrichenen Tag noch gewisser erschien: Sie liess mich nachts nicht mehr immer gut schlafen.

Ein bisschen Stress vor der Geburt

Hm, joa, okay, also. Die Worte hingen im Raum, während die Herztöne meines Kindes im eingegürteten Bauch als regelmässiges Pochen hörbar wurden. Doch als der Wehenschreiber eine ereignislose Linie ausspuckte, zerschnitt die Stimme der Hebamme den leisen Rhythmus: «Sie müssen schon etwas euphorischer sein, sonst kommt das Kind dann nicht!»

Ohne Diskussionsbedarf, aber genötigt, zu reagieren, murmelte ich etwas von «ein bisschen Stress vor der Geburt, halt». Sonst nichts. «Ach, Sie haben Angst?», kam es zurück. Ergänzt mit einem etwas schroff anmutenden «Aber warum denn?». Als ob es nicht genug gäbe, worüber man sich vor einer Geburt sorgen könnte. Irritiert wich ich aus und wechselte das Thema.

War das, was ich fühlte, Angst?, fragte ich mich später auf dem Heimweg. Ich hatte weder Albträume noch Horrorszenarien im Kopf, erlebte weder Schweissausbrüche noch Panikattacken. Doch war ich stiller, zurückgezogener, horchte auf, wenn sich der Bauch verkrampfte, und hoffte, der Tag der Tage möge bald, aber doch nicht so schnell kommen.

Krankhaft? Ernsthaft?

Bammel, ja, oder Unbehagen. Okay, auch Angst, meinetwegen. Aber eine moderate, fand ich zumindest. Keine krankhafte Furcht, oder Tokophobie, wie man sie nennt. Auch sie gibt es, wobei laut Wissenschaftsportal Spektrum.de unklar ist, wie viele Schwangere darunter leiden. Schätzwerte kämen auf zwischen 3 und 43 Prozent – auch weil es an einheitlicher Abgrenzung von «normalen» gegenüber krankhaften Ängsten fehle. Nachvollziehbar. Aber 43 Prozent? Im Ernst? Zumindest jene Studien, die so viele Schwangere mit krankhafter Geburtsfurcht orten, dürften Ängste recht grosszügig problematisieren.

So sehr es jeder werdenden Mutter zu gönnen ist, wenn sie sich komplett angstbefreit auf die Geburt freut. So wenig scheint mir Beklommenheit vor dieser bevorstehenden Grenzerfahrung auch nur ansatzweise abwegig zu sein.

Eigentlich fand ich mein «Bisschen Stress» nicht mal bemerkenswert. Besagte Hebamme schon, und so vermerkte sie es in meiner Akte. Bei jeder weiteren Kontrolle, von jeder weiteren Hebamme wurde ich nun danach gefragt. Gut und richtig, sicher. Doch was mich immer ratloser machte, war der allzu oft mitgelieferte, ungläubige «Warum nur?»-Unterton.

Diese eine schräge Schwangere

Nein, ich hatte keine traumatische Erstgeburt. Nur eine, die mir zeigte, dass sich Kinder trotz «Jede Wehe bringt dich dem Baby näher»-Mantra nicht so easy in die Welt pressen lassen wie die Demopuppe im Geburtsvorbereitungskurs durch das Beckenbodenmodell aus Schaumstoff. Weil ich davon aber auch vorher nicht ausgegangen war, hatte ich schon den Countdown zur Erstgeburt ambivalent durchlebt. Genauso wie ich später, beim dritten Kind, dem Gebären nicht vorbehaltlos entgegenfrohlockte – obschon zum Glück auch die zweite Entbindung nicht traumatisch werden sollte.

Aber weiss man das alles zuvor? Und halten nicht auch untraumatische Geburten Schweiss, Blut und Tränen bereit, dazu (meist gar nicht sanfte) Wehen und immer die Möglichkeit, doch ins Traumatische zu kippen? Da erübrigt sich doch jedes «Warum nur?» als Reaktion auf etwas Bammel. Trotzdem bekam ich damals bei jeder Kontrolle mehr das Gefühl, ich sei diese eine und einzige schräge Schwangere. Bis ich mal auf eine Hebamme stiess, die fand: «Angst? Klar! Vor der ersten Geburt, weil man nicht weiss, was kommt. Vor der zweiten, weil man es weiss.» Noch heute, Jahre später, bin ich ihr dafür dankbar. Sie gab mir mit wenigen Worten das Vertrauen zurück, nicht gar so bizarr zu empfinden.