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70 Jahre Wunder von BernFussball-Deutschland sucht wieder den Geist von Spiez

Hoher Besuch im ehemaligen deutschen Teamhotel Belvédère: DFB-Präsident Bernd Neuendorf vor dem Schloss Spiez.

«Der Geist von Spiez geistert immer noch herum.» Bernd Neuendorf, der höchste Fussballer Deutschlands, sagte dies am Freitag auf der Terrasse des Hotels Belvédère hoch über der Spiezer Bucht.

Er sprach von einem geflügelten Wort, das vielen seiner Landsleute bis heute wohlbekannt sei. «Der Geist von Spiez steht dafür, dass sich mit Disziplin und Zusammenhalt als verschworene Gemeinschaft Berge versetzen lassen.»

Genau dies war am 4. Juli 1954 Trainer Sepp Herberger und seiner Mannschaft gelungen. Das legendäre Wunder von Bern, der erste deutsche Weltmeistertitel. Man war wieder wer.

Der Finalerfolg weckte das Land aus seiner Nachkriegslethargie, mit ihm setzte der ersehnte Aufschwung ein. Bis heute ist er für die Deutschen von immenser Bedeutung. Das stärkste Stück Fussballgeschichte. «Das hat viel mit Tradition zu tun», so Neuendorf.

Dank YB-Legende in Spiez

Dies ist denn auch der Grund, weshalb das Wunder kein Ablaufdatum hat. Kein Jubiläum verstreicht, ohne dass es am Ort des Geschehens gewürdigt wird.

Eine Entourage des Deutschen Fussball-Bundes (DFB), angeführt vom Präsidenten, reiste dafür zwei Tage an den Thunersee. Dorthin, wo alles begann. Dorthin, wo sich um Kapitän Fritz Walter eine verschworene Truppe geformt hatte.

Das deutsche Team anno 1954 vor dem Spiezer Mannschaftshotel. Im hellen Trainingsanzug der damalige YB-Trainer Albert Sing, der als Assistent von Sepp Herberger das Team ins Oberland gebracht hatte.

Ins damalige Teamhotel Belvédère also, wo der viel zitierte Geist von Spiez geboren wurde. Er soll den sensationellen 3:2-Finalsieg über das übermächtige Ungarn, das zuvor 31 Spiele unbezwungen war, erst möglich gemacht haben.

So besagt es die Legende. «Man glaubt, ihn hier heute noch zu spüren», meinte Bernd Neuendorf am Freitag.

Das Spiezer Logis war seinerzeit von Sepp Herbergers Assistent, dem YB-Meistertrainer Albert Sing, ausgewählt worden, weil fernab vom Rummel gelegen, von Jubel, Trubel – und den Spielerfrauen. Und auch weil es über eine gutbürgerliche Küche verfügte.

An dieser labten sich 70 Jahre später auch die DFB-Gäste mit einer ungarischen Kleindelegation und Trainer-Urgrossenkel Michael Herberger.

Nach dem Besuch im Wankdorf, wo Stürmerlegende Stephane Chapuisat durchs Stadionmuseum führte, wurde das 54er-Weltmeister-Menü aufgetischt: Rindsentrecote mit Streichholzkartoffeln und Vacherin-Eistorte.

Trifft am Strandweg Spiez–Faulensee seinen hölzernen Urgrossonkel: Der Mannheimer Musikproduzent Michael Herberger mit der Statue von Weltmeister-Trainer Sepp.

«Zwei Siege, ein Remis»

Doch es wurde nicht nur Gebratenes gegabelt, Schiff gefahren und am Strandweg gewandelt (wo Michael Herberger, Mitgründer der bekannten Band Söhne Mannheims, auf eine hölzerne Figur seines Urgrossonkels stiess).

Gebannt wurde auch in die nahe Zukunft geblickt: In weniger als 50 Tagen beginnt die EM in Deutschland, wo sich in der Gruppenphase die Schweiz, Deutschland, Ungarn und Schottland gegenüberstehen werden.

Dominique Blanc, der Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes, brachte den Deutschen als Geste der Freundschaft zwar einen Erinnerungswimpel mit nach Spiez.

Am 23. Juni jedoch, wenn die Schweizer Nati in Frankfurt auf Deutschland trifft, wird es mit der Eintracht während 90 Minuten vorbei sein. Der Romand stellte klar, dass man grosse Ziele verfolge und die EM «eine Riesenchance für den Schweizer Fussball» sei.

Die Nati soll an der EM hoch hinaus: Dominique Blanc, Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes SFV, während der Thunersee-Schifffahrt vor dem Niesen.

«Wir müssen daran glauben, dass alles möglich ist. Unsere Mannschaft kann gegen jeden Gegner gewinnen», meinte Blanc. Seine Hoffnung sei es, gegen Ungarn und Schottland zu siegen. «Und gegen die Deutschen unentschieden zu spielen.» Und sich so fürs Achtelfinal zu qualifizieren. Letztmals an einer Endrunde setzte es für die Eidgenossen gegen die Deutschen eine 0:5-Klatsche ab – an der WM 1966 im englischen Sheffield.

Ein Wunder von Berlin?

Sein Gegenüber Bernd Neuendorf gab sich diplomatisch zurückhaltend und wurde nicht müde hervorzuheben, wie stark die Gegner seien.

Er hob namentlich Granit Xhaka, Gregor Kobel oder Manuel Akanji hervor. Oder die anspruchsvolle Gruppe. «Dennoch möchten wir natürlich den sportlich maximalen Erfolg und im Turnier weit kommen.»

Man sei aber demütig und werde mit Respekt in die Partien gehen. «Die letzten drei Turniere haben nicht funktioniert», begründete der deutsche Fussball-Boss.

Jung-Internationale aus Deutschland bestaunen die Gedenktafel zum Wunder von Bern im Belvédère-Garten.

Er wähnt seine Elf nach den jüngsten Erfolgen gegen Frankreich und die Niederlande indes auf Kurs. «Es ist, wie damals 1954, ein Team zusammengewachsen, das eine Mission hat.»

Saugt der DFB demnach den Geist von Spiez vor der EM noch speziell auf? «Unsere A-Mannschaft ist ja nicht hier, aber ich werde ihr bestimmt davon berichten und den guten Geist in Erinnerung rufen.»

Resultat-Tipps liess sich Bernd Neuendorf keine entlocken. «Es werden sicher enge Spiele werden. Am Ende hoffe ich, dass wir sie für uns entscheiden können.»

Und ein Endspiel am 14. Juli? «Das wäre schön», so Neuendorf, «doch wir nehmen Schritt für Schritt.» Gar unschweizerisch forsch äusserte sich derweil SFV-Präsident Dominique Blanc: «Wir werden alles tun, um ein Wunder von Berlin zu erreichen!»

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